top of page

LATINUM:
der schriftliche Prüfungsteil


Liebe Schweizer*innen, bitte nicht verwirrt sein:

Wir verwenden in unseren Erläuterungen das Notensystem, bei dem die Note 1 die Bestnote, die Note 6 die schlechteste ist.

 


I) VORBEREITUNG AUF DIE SCHRIFTLICHE PRÜFUNG

1) Organisatorisches: Gewichtung des schriftlichen Prüfungsteils im Vergleich zum mündlichen
Wie schriftlicher und mündlicher Prüfungsteil gewertet werden (zB 50% / 50%) hängt vom jeweiligen Prüfungsort ab.

Informiere Dich auf der Website Deines Regierungspräsidiums.

Beispiel Ba-Wü: Beide Prüfungsteile sind gleichwertig (50%). Das Latinum bestehst Du, wenn Du im Durchschnitt eine 4,0 erreichst UND keiner der beiden Prüfungsteile schlechter als mit 5,5 benotet wurde.

 

Der schriftliche Prüfungsteil ist der Schlüssel zum mündlichen Prüfungsteil.

Beispiel Ba-Wü: Zum mündlichen Prüfungsteil wird zugelassen, wer im schriftlichen keine 6,0 geschrieben hat (Ja, eine schriftliche 5,5 reicht, um zur mündlichen Prüfung zugelassen zu werden).
 

An vielen Prüfungsorten werden die beiden Prüfungsteile mit unterschiedlichen Notenschlüsseln benotet. Einer schriftlichen 4 liegt eine andere Leistung zugrunde als einer mündlichen 4. Darum solltest Du die beiden Teile völlig einzeln betrachten - es sind unterschiedliche Prüfungen. Außerdem liegt einer Ergänzungsprüfung zum Latinum auch vielerorts eine völlig anderer Notenschlüssel zugrunde, als im Schulfach Latein.
Konkret: Schriftliche Prüfungen werden oft härter bewertet als mündliche. Und wer im Schulfach Latein eine 3 oder 4 in Latein hat, würde gnadenlos durch die Ergänzungsprüfung zum Latinum fallen.

Es ist darum vielerorts sehr schwer, in der schriftlichen Ergänzungsprüfung eine glänzende Note zu ergattern. Mach es Dir also nicht unbedingt zum Ziel, schriftlich zu glänzen, sondern einfach, in die mündliche Prüfung eingeladen zu werden.

 

2) Angst vor der Prüfung? Du bist normal!

Hier sind zwei Tipps, um runterzukommen:

1) Folgender Tipp stammt von Victor Valdes, einem Sportler, der beim Gedanken an Wettkampfsituationen Panikattacken bekam:„Plane schon mal etwas so richtig schönes, was Du DIREKT NACH der gefürchteten Situation machen willst. Man fühlt sich viel besser, wenn nicht nur die Prüfung am Horizont auf einen wartet, sondern wenn man sich dort auch auf etwas Tolles freuen kann!!!“Auf Deinen Fall angewandt heißt das also:Plane schon mal etwas so richtig schönes, was Du DIREKT NACH der Latinumsprüfung machen willst. Buche zB für die drei Tage direkt danach einen Wellness-Kurzurlaub mit Deiner besten Freundin.

2) Erkämpfe Dir eine gesunde Perspektive: Mach Dir klar, dass Dein Latinum im Vergleich zu anderen Problemen auf der Welt ein minischeißkleiner Popel ist. Gibt es in Deiner Nähe irgendeinen schönen Berg? Mach einen Tagesausflug und wandere hoch oder fahre möglichst weit nach oben. Guck Dir an, wie klein von da oben alles menschengebaute aussieht. All die kleinen Minimenschen mit ihren Dingen, die sie für wichtig halten. Was denkt Tante Erna von mir, wenn ich durchfalle - alles wurschtegal!!! An einem vergeigten Latinum ist noch niemand gestorben. Tief durchatmen. Alles nicht so wichtig. Genieß die Aussicht.

 

 

3) Wörterbuch

Du darfst in der schriftlichen Prüfung nur EIN Wörterbuch verwenden, musst Dich also entscheiden (Auch wenn manche Prüfungsaufsichten diese Regel nicht kennen... Manchmal darf man darum auch mehrere Wörterbücher dabei haben). Überlege gründlich, welches Buch am besten zu DIR passt. Du darfst in Dein Wörterbuch nichts hineinschreiben und keine Seiten einlegen - auch keine Kopien aus anderen zugelassenen Wörterbüchern.

 

VORSICHT: Ausgaben, in die ein loses Grammatikheftchen eingelegt ist, sind i.d.R. nicht zugelassen, bzw das Buch darf nur ohne das lose Grammatikheftchen verwendet werden.

An manchen Prüfungsorten darf man im Wörterbuch markern. Informiere Dich vorab, ob das an Deinem Prüfungsort zulässig ist. Wenn ja: Überleg Dir, ob Du die Zeit investieren willst, bei allen Vokabeln Deines Lernwortschatzes die wichtigsten Vokabelbedeutungen zu markieren.


KENNE DEIN WÖRTERBUCH.

An manchen Prüfungsorten darf Post-its verwenden. Informiere Dich vorab, ob das an Deinem Prüfungsort zulässig ist.
Wenn ja: Nimm Dir post-its zur Prüfung mit und markiere Dir damit die Verben, mit denen Du arbeitest — Verben haben oft verschiedene Vokabelbedeutungen und es kann Dir beim Übersetzen immer wieder passieren, dass Du die Vokabelbedeutung Deines Verbes noch mal korrigieren musst, während Du in der Übersetzungsarbeit voranschreitest. Damit Du nicht ständig wieder Zeit mit dem Nachschlagen verlierst: Post-it rein, sobald Du ein Verb das erste Mal nachschlägst!

Egal, ob Du Post-its verwenden darfst, oder nicht: Hier ist eine Alternative für den Umgang mit blöden mehrdeutigen Wörtern:
Man kann nicht immer sofort die ALLERbeste Wortbedeutung finden, solange man noch inhaltlich schwimmt. Oft sieht man erst, wenn man einen ganzen Textabschnitt übersetzt hat, klarer und kann noch mal an den Wortbedeutungen basteln.

Das hat auch ein bisschen mit Glück zu tun - wenn man nämlich im ersten Anlauf das Pech hatte, ganz abseitige Vokabelbdeutungen zu verwenden, dann wird der deutsche Text so undurchsichtig, dass man den Inhalt leider nie versteht 🤪

Dem Glück kann man nur nachhelfen, indem man von Anfang an versucht, aus der deutschen Überschrift, den Fußnoten und besonders markanten Wörtern im Text (zB Eigennamen) den Kontext soweit zu verstehen, dass man von Anfang an Vokabeln auswählen kann, die in diesen Kontext passen.

Es kann bei vieldeutigen Wörtern auf jeden Fall helfen, sich eine kleine Auswahl zu notieren:
Du kannst im ersten Wurf mehrere Wörter/Begriffe/Ausdrücke/Aussagen/Beleidigungen mit Schrägstrichen in Deiner Schmierschrift-Übersetzung verwenden und dann nach und nach das streichen, was nicht passt: Wenn Du im Laufe der Zeit merkst, dass es nicht um "Beleidigungen" geht, kannst Du diese Variante durchstreichen.

Bedenke bitte, dass Du trotz Wörterbuch unbedingt vokabelfest sein musst.

→ Der Lernwortschatz bietet bei Wörtern mit vielen Bedeutungsfacetten eine sinnvolle Vorauswahl, damit Du eben NICHT mit 100 Parallelversionen jonglieren/tanzen/hadern/verzweifeln musst.
→ Wenn Du den Grundwortschatz nicht weitgehend* im Kopf hast, wirst Du in der schriftlichen Prüfung in Zeitnot geraten, da Nachschlagen viel zu viel Zeit kostet.

 

*Setze zur Not lieber auf Klasse, als auf Masse. 2/3 der Vokabeln RICHTIG zu können, d.h. mit Stammformen bzw. Genitiven etc. bringt deutlich mehr, als 100% so halber, d.h. nur Infinitive und Nominative, zu kennen!

 

 

II) IN DER SCHRIFTLICHEN PRÜFUNG

180 Wörter in 180 Minuten.
(Beispiel Ba-Wü: Etappenziel: Note 5,5.)

Vorgehensweise in der Prüfung
Am Besten die erste Panik durch "mechanisches" Arbeiten besiegen! Lerne am besten folgende Arbeitsreihenfolge auswendig und wende sie ab jetzt IMMER an. Dann läuft sie bis zum Latinum automatisch!

1) Die deutsche Einleitung gründlich lesen & markieren. Inhaltliche Stichwörter dazu aufschreiben:  Catilina? Roscius? Verres? Um WEN oder WAS geht es?
2) Nebensatzeinleiter suchen und markieren
3) Prädikate suchen und markieren
4) Präpositionen einkringeln
5) Dann sind schon mal die ersten Minuten rum. Durchschnaufen. Jetzt weiter:
6) Prädikate nach Indikativ und Konjunktiv sortieren. Dazu müssen unbekannte Verben u.U. nachgeschlagen werden (-> Konjugationsklasse beachten...!).
7) Satzstruktur überblicken, d.h. Haupt- u Nebensätze zusammenfriemeln.
————————————————————————————————————————
Jetzt kannst Du den bereits vorentlasteten Text entspannter bearbeiten. Wenn Du immer noch sehr aufgeregt bist, mach mit systematischem Stückwerk weiter:
8) unbekannte Wörter nachschlagen
9) Prädikate gründlicher bestimmen (Tempus?Akt/Pass?Person?)
10)  Kasus der Nomen bestimmen (dabei unbedingt Deklinationsklassen beachten!); Kongruenzen markieren
11) Konstruktionen suchen: gibt es AcI-Einleiter unter den Prädikaten, springt Dich irgendwo ein prädikatives Gerundivum, ein NcI oder ein Abl Abs an?
————————————————————————————————————————

So, jetzt müsstest Du dann soweit sein, Dir mehr oder weniger entspannt die alles entscheidende Frage zu stellen: Wo ist denn das Prädikat im ersten Hauptsatz...?
Hopp Hopp, übersetzen!

 

Tipp: Mach in der Prüfung auch mal kurze Pausen.
Atmen und essen hilft. Ehrlich. Damit das Essen Dich aber nicht zu viel Zeit kostet, ist es sinnvoll, Flüssignahrung mitzunehmen! Smoothies, Gemüsesäfte und Getreidedrinks machen satt und lassen sich nach der Pause auch während der Arbeit weiter konsumieren! Traubenzucker hilft bei Müdigkeit oder Konzentrationsmangel. Nüsse und Schokolade geben ebenfalls viel Energie und sind schnell nebenbei zu knabbern!

Wenn Du Dir so oder ähnlich einen Weg antrainiert hast, mit dem Du in den Hausaufgaben immer klar kommst, dann bleibe auch in der Prüfung auf genau diesem Weg. Lass Dich dann also nicht zB von den Leuten mitreißen, die um Dich herum sitzen!!! Angenommen, Du verwendest die ersten 25 Min auf Markieren, Strukturieren, etc, während um Dich herum schon alle losschreiben - WURSCHT!!!!!!! Verfahre in der Prüfung möglichst genau so, wie Du es trainiert hast. Je mehr Du im Ernstfall von Deinem normalen, trainierten Weg abweichst, desto mehr wirst Du in Stress geraten. Je mehr Du das abspulst, was Du geübt hast, desto selbstsicherer wirst Du sein.
Es sind tatsächlich schon viele Leute durchs Latinum gefallen, die vorab immer gut übersetzen konnten - nur, weil sie im Stress plötzlich alle antrainierte Taktik über Bord geworfen haben und im Chaos versunken sind. Zwei hilfreiche „Leitgedanken“ für das Latinum sind also:


🏄 Du bist ein*e Athlet*in, der/die im Wettkampf genau dasselbe macht, wie im Training.
🎋 In der Ruhe liegt die Kraft.  


Das Konzept muss mit abgegeben werden.
Generell gilt - je leserlicher das Konzept, desto besser für Dich.
Wenn Du das Gefühl hast, dass das deutsche Endprodukt einer Stelle nicht super gelingt, dann schreib das besonders komplizierte Stückchen noch mal auf Latein ab und bestimme jede Form genau und nachvollziehbar. Schreib in die Reinschrift dann einen kleinen Hinweis "siehe Konzept". Wenn Du Glück hast, stimmt es die Korrektoren gnädig, wenn sie sehen, wie gründlich Du gearbeitet hast. Mach das aber nicht bei mehr als EINEM Satz!

Das Aufgabenblatt muss mit abgegeben werden.
Lateinlehrer*innen mögen:
sinnvolle grammatische Angaben, also zB:
- Kasusbestimmung überm Wort (aber nur so viele, wie Du Dir halt drüberschreibst, also jetzt nicht extra das ganze Blatt damit vollknallen!)
- markierte Kongruenzen
- eingekästelte Präpositionalphrasen
- grammatische Anmerkungen (z.B. Abl.Qual., oder "Nebensinn!" o.ä.)
- Markierung von Nebensatzeinleitern

Lateinlehrer*innen hassen:
- deutsche Vokabelbedeutung über jedes Wort drüber geschrieben - also, wenn Du das brauchst, dann bitte mit weichem Bleistift schreiben und am Ende ausradieren!!

Tipps zur Reinschrift
- Lass genügend Abstand zwischen den Zeilen (bei großer Handschrift ruhig eine Zeile freilassen - das ist gut, um z.B. bei Problemstellen am Schulss noch nachträglich etwas einfügen zu können!)

- Gib ein bisschen an!! Schreib an interessante Stellen Terminologie!! Darf gern so aussehen, als hättest Du Dir das als eigene Notiz an den Rand gekritzelt! Du musst es ja nicht übertreiben, aber „Hendiadyoin“, „Gen Obi“ oder „Dat Auct“ kann man sich schon mal an den Rand schmieren…!!!

- Versuch, den Korrektoren das Korrigieren einfach zu machen, damit sie Dich mögen:

Achte auf ein übersichtliches Gesamtbild (nicht zu viel mit wilden Pfeilen, etc., unhübsche Stellen am Schluss u.U. noch hübscher durchstreichen).
Ein paar ordentlich durchnummerierte Fußnoten-Sternchen sind hierbei kein Problem.

Falls Du eine Sauklaue hast: Hässlich schreiben ist kein Problem, Deine Wörter müssen keine Schönheitspreise gewinnen. Aber schreibe unbedingt leserlich. Wenn Deine Wortendungen nicht sauber lesbar sind, kannst Du Dir leicht Singular/Plural-Fehler und Kasusfehler einfangen. Was soll man als Korrektor*in tun, wenn eine 50/50-Chance besteht, ob Du „dem Freund“ oder „den Freund“ gemeint hast…!

Achte auf eine nachvollziehbare Struktur Deiner Übersetzung: Beginn Satzgefüge mit dem HS; Beginn im Satz selbst mit Subjekt und Prädikat; Vermeide deutsche Schachtelsätze —— für die Korrektor*innen ist dasselbe angenehm übersichtlich, wie für Dich auch!

Fehler minimieren
Wenn Du einen Satz auslässt, wird die Auslassung folgendermaßen bewertet: Die Korrektor*innen schätzen ab, wie viele Wörter in diesem Satz „sinntragend“ waren, und vergeben für jedes ausgelassene sinntragende Wort einen Fehler. Lässt Du also einen Satz mit 20 Wörtern komplett aus, handelst Du Dir vielleicht - je nach Satz - etwa 8 Fehler ein. Das ist aber nicht nötig: Vermutlich findest Du in JEDEM Satz IRGENDETWAS, das Du übersetzen kannst. Gibt es zB eine simple Präpositionalphrase, zB „in Italiam“? Dann schreib mindestens „nach Italien“ einfach hin! Das ist dann schon ein Auslassungsfehler weniger. Oder gibt es ein simples Akk-Objekt wie „illum praetorem“? Dann schreibe einfach „jenen Prätor“. Noch ein Fehler weniger. Versuche, Deine Lücken weitmöglichst zu schrumpfen!

Zur Selbsteinschätzung in der Schriftlichen Prüfung:
Viele Prüflinge schätzen sich völlig falsch ein.

Fokussiere Dich auf das ruhige und konsequente Arbeiten. Lass hingegen keine Gedanken darüber zu, ob die Klausur gerade gut oder schlecht läuft. Vermutlich kannst Du das sowieso nicht bewerten. Jedes Jahr fallen Leute durch, die denken, es läuft glatt, und es bestehen Leute, die denken, sie schreiben eine Sechs. Überlass das Bewerten also den Korrektor*innen, das ist deren Job. Mach Du Deinen: Übersetz Cicero. Zieh Dein Ding durch - wende die Techniken an, die Du in den letzten Wochen trainiert hast. Verlass Dich auf Deine Grammatik und Deine Übersetzungstechnik.

Wenn Du merkst, dass Du in Versuchung gerätst, nach Inhalt zu raten, dann lehn Dich zurück, schnauf durch, iss oder trink kurz etwas, fokussiere Dich neu und mach dann mit einem Neustart weiter.

Es ist auch schon vorgekommen, dass Leute sich SO falsch eingeschätzt haben, dass sie die Klausur abgebrochen haben. Bei der Korrektur hat sich dann gezeigt, dass die Leistung eigentlich gut war, und die panischen Prüflinge bestanden hätten, wenn sie doch bloß die Klausur zu Ende geschrieben hätten… Eine Klausur gilt aber (in Ba-Wü) auf jeden Fall als nicht bestanden, wenn ein Viertel oder mehr der Übersetzung fehlt.
Also, egal, was passiert:
Nicht rausrennen. Die 3 Stunden durchhalten. Wenn Du nach einer Stunde weinend abgibst, kassierst Du vermutlich eine 6. Wenn Du die 3 Stunden durchhältst, hast Du eine Chance, zu bestehen… 😄 !!!!!!!!!!!!

 

 

Latinumskandidat*innen aufgepasst:

Je nach Prüfungsort liegt die Anmeldefrist schon Monate vor der Prüfung.

Informiere Dich darum früh hier über das Latinum

Arrow_edited.png
bottom of page